Mittwoch, September 12, 2007

Fotoshooting der besonderen Art

Ich hatte gestern einen Fortsetzungstermin in einer Strafsache gegen Angeklagte, die vermeintlich der rechten Szene angehören.

Das Interessante daran ist, dass die angeklagte Tat beim besten Willen keinen politischen Hintergrund hat, so dass es auf die mögliche Orientierung der vermeintlichen Täter keineswegs ankommt.

Nichts desto trotz waren im Publikum Personen festzustellen, die ihrem Äußeren nach, der linken Szene zuzuordnen wären.

Diese Personen und wohl auch andere, die sich außerhalb des Gerichtsgebäudes befanden, nutzten die regelmäßigen Verhandlungspausen dann für ein Fotoshooting der besonderen Art. So wurden die Verteidiger und Angeklagten in wechselnder Konstellation durch die bezeichneten Dritten stets fotografiert.

Teils aus sicherer Entfernung, teils sehr "mutig" aus nächster Nähe.

Mit einer wachsenden Begeisterung habe ich zur Kenntnis genommen, dass die gefertigten Fotos wohl irgendwann in Flugblättern oder politisch gefärbten Zeitungen Verwendung finden könnten.

Erstaunlich war für mich, dass auf einen entsprechenden Kommentar meinerseits tatsächlich einer der Paparazzi abwartete, bis sämtliche Angeklagten sich in das Gerichtsgebäude zurückgezogen hatten, um sich dann auf ein Gespräch mit mir einzulassen.

Da im Anschluss aber weiterhin mit und ohne Teleobjektive auch meine Person mit Kollegen und Angeklagten fotografiert wurde, wage ich zu bezweifeln, dass der Fotograf tatsächlich verstanden hat, dass die Ausübung meiner Profession keinen Rückschluss auf meine politische Gesinnung oder moralischen Vorstellungen zulässt.

Es ist immer wieder erstaunlich, was für bestimmte Personen von Interesse zu sein scheint.