Freitag, November 28, 2008

Wieso, hatte die nen Delphin dabei?

Lange habe ich gewartet... Jetzt ist wieder einmal die Gelegenheit gekommen, meine Kollegen bloß zu stellen und zu offenbaren, welch Geistes Kind sie sind.
Man möge ihnen verzeihen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Gut... Ich würde lügen, wenn ich bestreiten würde, selbst auch Spaß dabei gehabt zu haben. Aber die Kohle, die wir ideell dafür in die Macho-, bzw. Chauvi-Kasse schmeißen müssen, trägt für drei Jahre die Büromiete.
Ein Kollege hat gerade einen Fall, in dem es um die Erstattungsfähigkeit von Fahrtkosten geht, die entstanden sind, weil die Ehefrau den Ehemann im Krankenhaus besucht hat. Die Fahrten seien notwendig gewesen, sie hätten die diagnostischen und therapeutischen Abläufe unterstützt.
Erster Kommentar: Dann hätte er vortragen müssen, dass es was gekostet hat, die Frau von dem Mann fernzuhalten, damit es nützt!
Zweiter Kommentar: Wieso, hatte die nen Delphin dabei?
Am Rande sei gerade im Hinblick auf das anschließende Gelächter ausgeführt: Alle Insassen dieser Anstalt hier sind seit mindestens 9 Jahren fest liiert und wissen ihre Frauen in der Regel auch wirklich zu schätzen!

Dienstag, November 11, 2008

Dienstliches Dings behindert die Verteidigung

Gestern in der Mittagspause wollte ich zwei Mandanten im Knast aufsuchen. In einem der Fälle gab es eine neue Wendung, die noch vor dem Hauptverhandlungstermin dringend besprochen werden müsste, der andere wurde frisch inhaftiert, auch hier wäre es nicht unwichtig, den Mandanten kurzfristig aufzusuchen.
Also fahre ich zum Zweitwohnsitz vieler Menschen und wundere mich schon, dass so ein Gewimmel vor der JVA ist. Ich denke an Schichtwechsel und gehe zuversichtlich an den Empfangsbereich. Es ist wieder die ausgesprochen nette Junge Dame da, die immer für ein persönliches Wort zu haben ist. Ich freue mich, sie lacht auch und redet die ganze Zeit, ich höre nichts, sie guckt mich aber immer wieder dabei an. Irgendwann drückt sie den Knopf und sagt, sie habe mir jetzt viel erzählt, aber das Mikro sei aus gewesen. Es wäre erst frühestens ab vier wieder Besuch möglich... Wegen eines dienstlichen Dings... Dem weiteren Zusammenhang konnte ich entnehmen, dass es sich wohl um eine Art Dienstbesprechung handeln würde. Da die Dame sonst so nett ist und es auch heute war, habe ich davon abgesehen, ihr die Dringlichkeit meines Anliegens zu vermitteln. Und nach dem dienstlichen Dings zu fragen. Ich versuche heute nochmal hin zu kommen.

Samstag, November 08, 2008

Da müssen Sie aber abends immer tüchtig beten!

Meine Oma ist 87 Jahre alt und eigentlich total knuffig. Sie leidet unter alterstypischer Vergesslichkeit, ist aber noch ganz gut drauf. Gestern war ich dann bei meinen Eltern, dort hält sich auch meine Oma auf. Mein Vater schnappt sich seine Enkeltochter und ich sitze neben Oma und trinke mein Bier. Sie: Wer sind Sie eigentlich? Ich: Oma, ich bin Dein Enkel, weißt Du doch oder? Sie: Nein, das wüsste ich! Ich: Doch, Du kennst mich doch von klein auf! Sie: Nein, aber was machen Sie denn so? Ich: Oma, ich bin doch Anwalt! Sie: Stimmt, Sie arbeiten in Braunschweig! Und was machen Sie da genau? Ich: Ich verteidige Straftäter.
Es kehrt wieder Ruhe ein. Wir schauen weiter fern, ich trinke mein Bier... Nach einer Minute sie:
Na da müssen Sie aber abends immer tüchtig beten, wenn Sie sowas machen!
Danke Oma! Ich hab Dich auch lieb!

Freitag, November 07, 2008

Sie sind eine Sau! Ein A...

Diese Äußerungen sind nach allgemeiner Auffassung wohl unstreitig eine Beleidigung, sofern sich diese auf eine menschliche Person beziehen. Allerdings habe ich das am gestrigen Tage anders erlebt.
Ich hatte mich auf einen Tag wie viele eingestellt. Erst ein familienrechtlicher Termin, dann ins Büro und gemütlich Kaffee trinken und arbeiten. Aber die erste Ruhe wurde schon dadurch gestört, dass ein Mandant sich erdreistete, sich ausgerechnet kurz vor der Mittagspause verhaften zu lassen. Nun gut, also ab zum Gericht, Haftbefehl angehört und mitgenommen und zurück ins Büro, der Streß war nun schon wieder größer, weil es ja einiges zu schaffen gibt.
Dann wurde es drei und es gab einige Telefonate und da war es soweit: Am Telefon ein Geschädigter aus einem Strafverfahren, in dem ich verteidigt hatte. Er wollte hören, ob wir freiwillig Schmerzensgeld zahlen würden. Es war ein Freispruch... Ich lehnte dankend das freundliche Angebot ab und wies darauf hin, dass eine gerichtliche Auseinandersetzung eher unglücklich für ihn verlaufen könnte. Daraufhin titulierte er mich überschriftsgemäß und äußerte, dass er das schon im Hauptverhandlungstermin gedacht habe.
Ich dankte ihm freundlich für das nette Kompliment und legte auf. Es ist schön, bestätigt zu bekommen, dass man gute Arbeit leistet.

Montag, November 03, 2008

Ein Anwalt muss jetzt Tüten kleben!

Es gibt manche Wendungen des Schicksals, die der beste Prophet nicht voraussehen kann.
Die Eltern haben alles getan, was in ihrer Macht stand, um dem Jungen die besten Voraussetzungen für sein Leben zu schaffen. Sie taten alles erdenklich Mögliche, um zu vermeiden, dass er auf die schiefe Bahn gerät und Tüten kleben muss.
Sie haben eine wunderbare Wohnsiedlung gewählt, haben Schweiß und Mühe in die Erziehung gesteckt und ihn zu ausgewählten Schulen geschickt. Haben danach das Geld ausgegeben, um ihm das Studium zu finanzieren. Der erste Rückschlag war dann, dass der Junge Anwalt wurde und der zweite kam gestern, am heiligen Sonntag! Der Junge musste nun doch eine Tüte kleben.
Es ist so, meine Tochter hat eine Tüte. Die ist aus Pappe, ganz bunt und lässt sich gut mit allem befüllen, von dem ein Kind meint, es könnte hineinpassen. Gestern war der kleine Mensch dann etwas ungestüm, dabei riss die Tüte und das Geschrei war groß. Die Substitution durch andere tragbare Aufbewahrungseinrichtungen schlug fehl. Also war ich gezwungen, das erste Mal in meinem Leben eine Tüte zu kleben.
Dank an meine Eltern, dass ich sonst was anderes machen darf.